Close Up! als Kontakt zur Bodenstation christian mamoun February 16, 2014 “Eigentlich studiert Christian Mamoun Sarges Kunst in Frankreich, auf der Berlinale aber ist er den Stars ganz nah. Bill Murray, George Clooney, Lea Sedoux und Uma Thurman hatte der Nachwuchsfotograph schon vor seiner Linse. Christian Mamoun Sarges ist einer der Teilnehmer des „Close Up!“-Wettbewerbs des renommierten Photographiemuseums „C/O Berlin“. Am Sonntag, 16. Februar wird der Sieger gekürt. Der Deutsch-Marrokaner über den Alltag eines Starfotographen und sein Wettbewerbskonzept.globe-M: Was bedeutet die Berlinale für Dich?Christian Mamoun Sarges: Es ist ein sehr schönes Festival mit einer sehr schönen, entspannten Atmosphäre. Dresscodes sind nicht so wahnsinnig wichtig, die persönliche Begegnung steht im Vordergrund. Es ist eine unglaublich fröhliche Atmosphäre. Man spürt, dass die Leute schon lange zum Festival kommen. Auch die Leute, die dort arbeiten, haben Spaß, manche machen ihren Job schon seit über 20 Jahren. Diese Liebe für dieses Festival liegt förmlich in der Luft und macht es einzigartig.globe-M: Die Berlinale fördert nicht nur den filmischen Nachwuchs (Berlinale Talents), sondern auch Nachwuchsfotographen. Wie hast du vom „Close Up!“-Wettbewerb erfahren?Christian Mamoun Sarges: Ich habe explizit nach Fotowettbewerben gegoogelt. Als ich in Berlin gelebt habe, war ich oft im „C/O-Berlin“. Klar habe ich mich dann beworben.globe-M: Wie sieht der Alltag eines Fotografen auf der Berlinale aus?Christian Mamoun Sarges: Extrem hektisch, es gibt spezielle Termine, Fotocalls vor Pressekonferenzen, der Lauf auf dem roten Teppich vor einer Filmvorführung. Allein am Berlinale Palast gibt es drei rote Teppiche pro Tag, dazu kommen diverse andere Schauspielhäuser. Man muss genau wählen, was man möchte, dann lange warten, bis die Stars auftauchen und zack, im richtigen Moment schießen.globe-M: Der beste Schnappschuss?Christian Mamoun Sarges: Léa Seydoux in der Lobby vom Hyatt-Hotel.globe-M: Was bekommst Du von der Berlinale mit?Christian Mamoun Sarges: Die Welt der Profifotographen. Unheimlich lehrreich, zu sehen, wie die Profijournalisten arbeiten. Ellenbogen sind wichtig. Schnelligkeit ist gefragt. Und Teamwork. Einer der Topleute hat vier Gigabite in fünf Minuten verschossen, der Kollege hat im Hintergrund die Auswahl getroffen und zehn Minuten später war es im Netz. Für mich ist Fotografie Kunst. Die beiden Pole zusammenzubringen, darüber muss ich jetzt nachdenken. „Close Up!“ war mein Kontakt zur Bodenstation.globe-M: Gab’s vorher eine Einführung vom C/O-Berlin über den Wettbewerb?Christian Mamoun Sarges: Nein, wir haben unsere eigenen Kameras mitgebracht. „Close Up!“ will einen frischen Blick auf die Berlinale. Wir durften auch die letztjährigen Siegerfotos nicht sehen.globe-M: … und dann solltet ihr ein Konzept entwickeln. Was ist Dein Konzept?Christian Mamoun Sarges: Auf dem roten Teppich ist alles unglaublich normiert. Alle bewegen sich gleich, alle sind gleich angezogen, haben die gleichen Gesten, tragen so ziemlich die gleichen Sachen. Ich habe mich dann entschieden, die Räume zu fotographieren. Derselbe Raum ist nicht der gleiche. Erst ein unbeschriebenes Blatt, urplötzlich voller Spannung. Und dann wie der Kater nach einer durchzechten Nacht. Die Sieger ziehen weiter, die Verlierer bleiben...globe-M: Was ist Dein Titelbild von der Serie?Christian Mamoun Sarges: Mein Titelbild habe ich auf der Eröffnungsgala gemacht. Das Bild: der Teleprompter eines Fernsehsenders. Auf ihm steht: „Herzlich Willkommen bei der Eröffnungsgala“. Ein Junge hält die Karte und hat einen Bildschirm auf dem Bauch. Der Aufnahmedirektor zählt langsam nach unten. Alle schauen mit stierem Blick in die Luft. Der Moment vor der Erweckung. Das passt gut als Einleitung zum Thema.globe-M: Wie geht’s nach der Berlinale weiter?Christian Mamoun Sarges: Ich studiere weiter Kunst in Nantes. Kunststudium in Frankreich. Im Juni mache ich meinen Abschluss. Und danach? Werde ich sehen. ” — http://alt.globe-m.de/de/experts/close-als-kontakt-zur-bodenstation